Powersharing

Als Mensch, der in allen gesellschaftlichen Machtverhältnissen privilegiert ist beschäftigt mich in der Auseinanderung mit Diskriminierung vor allem eine Frage: Wie kann ich Menschen die Diskriminierungserfahrungen machen und gesellschaftlich marginalisiert sind ein guter Verbündeter sein? 

Powersharing* verstehe ich als einen Weg Strategien zu entwickeln, mit denen ich machtsensibel und privilegienbewusst dazu beitrage, dass gesellschaftliche Schieflagen verringert werden. Powersharing ist das Gegenteil von Paternalismus, aber der Grad ist oft dünn.

Ich bin auf dem Weg radikale Strategien von Powersharing zu erforschen, Strategien die mich aus meiner eigenen Komfortzone herausholen, die gefährlich sind und auch schmerzhaft sein können. In meinen Workshops öffne ich Räume über den eigenen Tellerrand zu schauen und neue und radikale Schritte von Powersharing für den eigenen Kontext zu entwickeln.

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* Folgendes Verständnis von Powersharing finde ich hilfreich:

Powersharing, d.h. die Teilung von Macht mit minorisierten Gruppen aus einer relativ privilegierten Position heraus, hat zwei Voraussetzungen: Zum einen aktives Zuhören seitens der beteiligten Mehrheitsangehörigen, um die selbstdefinierten Perspektiven und Interessen minorisierter Menschen zu erfahren. Powersharing bedeutet nicht, sich selbst zu beauftragen, für andere ‚mitzusprechen‘. Es geht weder um Vertretung noch um Toleranz, sondern um Machtzugang. Darüber hinaus stellt die Bewusstmachung der eigenen Privilegien und Ressourcen eine weitere Voraussetzung dar, da diese nur so gezielt eingesetzt und geteilt werden können. Wesentlich dabei ist die Frage danach, wer letzten Endes Kontrolle über Ressourcen und die Entscheidungsmacht über deren Einsatz hat. Eine Herausforderung von Powersharing besteht darin, zu respektieren, dass minorisierte Menschen andere Interessen haben und andere Entscheidungen treffen können, als es aus einer privilegierten Perspektive als ‚richtig‘ erscheint. Dazu gehört auch, das Recht von Menschen zu unterstützen, eigene Räume zu haben (zu denen man/frau selber keinen Zugang hat), eigene ‚Fehler‘ zu machen und wütend, fordernd und kritisch statt dankbar zu sein.“

aus: Rosenstreich, Gabriele (2006): Von Zugehörigkeiten, Zwischenräumen und Macht. In: Elverich/Kalpaka/Reindlmeier: Spurensicherung. S. 195ff.